Wie werde ich Freimaurer oder Freimaurerin?
Eine Schritt für Schritt-Anleitung
Der Weg in die Freimaurerei beginnt mit einer einfachen, aber tiefgehenden Frage: Bin ich bereit, an mir selbst zu arbeiten – im Geiste der Menschlichkeit, Toleranz und Wahrheit? Denn in der Freimaurerei geht es vor allem um die persönliche Suche nach Sinn. Wer spürt, dass Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Humanität mehr sein sollen als schöne Worte – für den kann die Freimaurerei ein wichtiger Schritt zur weiteren Entwicklung sein.
Keine Aufnahme auf Einladung – sondern aus eigener Suche
Freimaurerinnen und Freimaurer werden nicht eingeladen, sondern bewerben sich als Suchende aus eigenem Antrieb. Sofern Sie denken, dass die Werte der Freimaurerei mit Ihren eigenen Überzeugungen harmonieren, wenn Sie Interesse an Symbolik, Ritualen, Persönlichkeitsentwicklung und dem respektvollen Austausch in einer Gemeinschaft haben, dann können Sie gerne den Kontakt zu einer Loge suchen.
Der erste Schritt: Informieren
Im ersten Schritt sollten Sie sich im Internet über Logen in Ihrer Nähe informieren. In einigen Ländern (bspw. Österreich) erfolgt der Erstkontakt über die Großloge. Das ist quasi der Dachverband der einzelnen Logen. In Deutschland haben dagegen die einzelnen Logen vor Ort oft eigene Websites und sind einfach über Google zu finden.
In der Regel gibt es je Land mehrere Großlogen. In einigen dieser Großlogen werden bspw. nur Männer zugelassen oder nur Frauen, da die Freimaurer oder Freimaurerinnen derselben lieber “unter sich” bleiben. In anderen treffen sich Freimaurerinnen und Freimaurer gemeinsam. Ein weiterer Faktor kann bspw. ein Bekenntnis zur christlichen Lehre oder Ähnliches sein, doch in der Regel begrüßen Freimaurerlogen Menschen aller Überzeugungen. Dies lässt sich gut im persönlichen Gespräch klären.
Vorsicht im Internet, besonders bei hohen Gebühren
An dieser Stelle ist jedoch auch ein kleiner Warnhinweis notwendig: Im Internet, gerade bei Facebook und Instagram, gibt es vereinzelt Seiten, die sich als Freimaurerlogen ausgeben, und nicht selten gegen hohe Gebühren “Zertifikate” versprechen, die eine Mitgliedschaft in der Freimaurerei bescheinigen würden. Diese Zertifikate sind in der Regel nutzlos und werden nicht anerkannt. Die Aufnahme zum Freimaurer / die Aufnahme zur Freimaurerin ist ein feierlicher Akt. Derartige schnelle Versprechen und hohe Gebühren sollten daher ein Warnsignal sein! In der Regel beträgt die Aufnahmegebühr in Deutschland 150-200 Euro. Der monatliche Mitgliedsbeitrag ist oft mit dem Preis eines Handyvertrags vergleichbar (dies liegt jedoch auch immer an der Größe der örtlichen Loge und ob sie sich in eigenen oder gemieteten Räumlichkeiten trifft).
Der zweite Schritt: Kontakt aufnehmen
Sollten Sie eine interessante Großloge / Loge gefunden haben, können Sie per E-Mail oder Brief Kontakt aufnehmen. Schildern Sie am besten kurz, wer Sie sind und was Ihr Interesse an der Freimaurerei weckt.
Es folgt in der Regel ein ganz ungezwungenes persönliches Gespräch, bei dem man sich gegenseitig kennenlernt. Dabei geht es weniger um berufliche Positionen, gesellschaftliches Ansehen oder religiöse Zugehörigkeit – sondern vielmehr um Ihre Haltung zum Leben und zur Gemeinschaft. Denn extreme Positionen verhindern ein tolerantes Miteinander.
Die Entscheidung wächst: Kennenlernen / evtl. Gästeabende
Die Aufnahme in eine Freimaurerloge ist ein gemeinsamer, sorgfältiger Prozess. Schließlich sollten Sie hierbei einen Bund fürs Leben eingehen, mit der feierlichen Verpflichtung zur Humanität. Vergleichbar ist dies mit einer Ehe: Natürlich kann diese geschieden werden, aber wenn wir sie eingehen, dann doch stets im Bewusstsein eines Lebensbunds.
Viele Logen laden interessierte Menschen (Suchende) auch zu Gästeabenden ein. Auf Gästeabenden wird meist ein kleiner Vortrag gehalten, der dann in lockerer Atmosphäre diskutiert wird. Danach gibt es häufig noch ein offenes Zusammensein mit persönlichen Gesprächen. Häufig finden Gästeabende auch in Restaurants statt. Die Loge prüft so, ob ein echtes Interesse vorhanden und ein vertrauensvolles Miteinander möglich ist. Freimaurerische Gästeabende sind keineswegs Werbeveranstaltungen. Wie gesagt: Sie müssen nach einiger Zeit des Kennenlernens ihren Wunsch zur Aufnahme äußern, nicht andersherum.
Tipp: Je nach Region gibt es sicher auch mehrere Logen in Ihrem Umkreis. Schauen Sie sich am besten mehrere an, um herauszufinden, wo sich sich am wohlsten fühlen.
Der letzte Schritt: Die feierliche Aufnahme in den Bund
Wenn sich beide Seiten für eine Aufnahme entscheiden, folgt die Aufnahme zum Freimaurer / die Aufnahme zur Freimaurerin – ein feierliches Ritual, das den Beginn Ihres freimaurerischen Weges markiert. Dieses Ritual ist kein Schwur auf Geheimbünde, sondern eine persönliche, oft tief berührende Erfahrung, die Sie in der Gemeinschaft der Freimaurerei willkommen heißt.
verfasst von Br. Robert Matthees (Hamburg, 16.06.2025)